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Geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer, ich begrüsse Sie herzlich zur
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ersten live Videokonferenz der
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Walliser Kantonalbank.
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Mein Name ist Daniel Rotzer.
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Als Chefökonom beschäftige ich mich tagtäglich
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mit der Wirtschaftssituation und dem Anlagenumfeld.
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Wir sind hier in den Katakomben
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am Hauptsitz der WKB in Sitten.
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Ich hoffe, dass alles, was ich hier sage,
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unzensuriert im Oberwallis und auch in der Deutschschweiz ankommt.
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Ich freue mich, in den nächsten 25 Minuten
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unsere Vision und Sicht über die aktuelle Wirtschaftssituation
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Euch mitteilen zu können.
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Ich möchte darauf hinweisen,
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dass wir einen Chat zur Verfügung stellen,
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in dem Fragen gestellt werden können.
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Am Schluss der Präsentation werde ich versuchen,
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die Fragen zu beantworten.
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Die Corona-Krise.
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Was haben Johnny Cash, die Rolling Stones
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und Simon & Garfunkel gemeinsam?
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Das ist die grosse Frage und ich werde sie beantworten.
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Alle drei schrieben Welthits,
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deren Titel schön darstellen, was wir
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in den letzten 8 Monaten auf dieser Welt erlebten.
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Beginnen wir mit «Ring of Fire» von Johnny Cash.
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«Ring of Fire» bedeutet auf Deutsch übersetzt Feuerring.
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Ich beziehe mich auf das Feuer, weil die Weltwirtschaft
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im Februar/März tatsächlich unter Feuer stand.
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Mittlerweile konnte der grösste Teil des Feuers gelöscht werden.
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Aber weiterhin besteht die Frage, wo wir heute stehen.
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Es gibt Leute, die sagen: «Der beste Ökonom
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ist der Finanz- und Aktienmarkt, der uns zeigt, wo wir momentan stehen.»
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Die rote Linie repräsentiert die Entwicklung des globalen Aktienmarkts;
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das sind weltweit alle Aktien.
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Wir sehen die Linie, die im Januar damit beginnt, und schliesslich im
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Februar/März zwischen 20% und 40% einstürzt.
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Heute liegt die Linie bei über 100%
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und ist somit höher als das Niveau
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von vor der Krise.
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Daraus kann man schliessen, dass
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die Wirtschaft in ihrer Globalität
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und gesamthaft nicht schlecht dasteht.
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Ansonsten fiele der Aktienmarkt viel tiefer aus.
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Die Corona-Krise beschleunigt Trends.
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Das ist kein Geheimnis.
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Die Digitalisierung schritt weiter voran und
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das half Unternehmen, die von der Digitalisierung profitieren konnten.
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Die schwarze Linie stellt die Aktienkursentwicklung von Logitech dar.
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Die bekannte Schweizer Firma ist heute 80% höher
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als vor der Krise.
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Schön zeigt sich hier,
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dass sich der Trend beschleunigt, was weiterhin anhalten wird.
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Auf der anderen Seite haben wir natürlich auch die grossen Verlierer.
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Einer davon ist die Luftfahrt, was die graue Linie aufzeigt:
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die Aktienentwicklung der Lufthansa.
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Die Aktie liegt heute 55% unterhalb des
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Niveaus von vor der Krise.
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Die Darstellung gibt schön
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zusammengefasst die aktuelle Wirtschaftssituation wieder.
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Zwei Buchstaben stellen die Wirtschaftssituation gut dar.
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Das V repräsentiert die Wirtschaft: einen sehr starken Einbruch
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im Februar und März und einen erneut sehr starken
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Rückgang im April und Mai auf ein Niveau,
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das bei ungefähr 90% der vorgängigen Wirtschaftsleistung lag.
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Auf einen sehr starken Einbruch folgte ein sehr starker Aufschwung.
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Beim K zeigt eine Linie nach oben, die andere nach unten.
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Auf der Linie nach oben finden wir alle Unternehmen, die von der
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Digitalisierung profitieren konnten.
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Beispielsweise konnte aber auch
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ein touristisches Berg-Cafés profitieren,
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da viele Berner und Zürcher das
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wunderschöne Wallis besuchten,
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wovon alle hier profitieren konnten.
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Auf der K-Linie, die nach unten zeigt,
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finden wir die Firmen, die vom internationalen Tourismus abhängig sind.
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Dazu gehören die Flugbranche und das Eventmanagement.
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Sie gehören zu den grossen Verlierern.
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Trotzdem will ich einige
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fundamentale makroökonomische Daten zeigen, die darstellen,
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wo wir uns heute befinden.
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Das Problem ist immer das gleiche:
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Die Daten zur Produktion und zum Konsum
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werden immer viel zu spät publiziert.
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Das erschwert eine Einschätzung der aktuellen Situation.
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Die letzten Daten zum Konsum beispielsweise
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stammen vom August. Im Oktober aber
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wäre es wichtig zu wissen, wie der Stand im Oktober ist.
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Die Zentralbank Österreichs entwickelte ein schönes Modell.
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Das Modell gilt für Österreich.
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Da die Schweiz aber über eine ähnliche Volkswirtschaft verfügt,
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kann das Modell repräsentativ auch für die Schweiz genutzt werden.
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Hier wird auf Wochenbasis gemessen und
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aufgrund von Hochfrequenzindikatoren. Dazu gehören der Kreditkartengebrauch,
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der Elektrizitätsgebrauch oder wie viele Autos von A nach B fahren.
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Auf Wochenbasis wird die Wirtschaftsleistung gemessen
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und mit der Wirtschaftsleistung des Vorjahrs verglichen.
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Die Grafik zeigt den Einbruch im März/April,
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als die Wirtschaft um 25% einbrach,
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und den sehr starken Rückgang bis im Juni. Seit Mai/Juni
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sehen wir weiterhin eine Erhöhung der Wirtschaft,
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die jedoch viel flacher ausfällt. Ganz rechts sieht man das
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aktuelle Wirtschaftsniveau. In der Schweiz liegt das Niveau heute
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zwischen minus 3% und minus 5%.
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Ich würde behaupten, dass ist nicht schlecht, wenn man liest,
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was alles in den Medien berichtet wird.
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Die Schweiz ist natürlich ein gutes Land:
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Wir haben eine starke Volkswirtschaft.
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Andere Länder litten viel stärker.
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Schliesslich hängt die Wirtschaftsleistung von der Struktur der Länder ab.
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Italien und Spanien verfügen über viel grössere Tourismussektoren.
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Sie hängt auch von der Länge und der Stärke des Lockdowns ab
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sowie von den Unterstützungsmassnahmen
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der verschiedenen Staaten. Die Schweiz war diesbezüglich
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sehr gut positioniert. Italien und Spanien weniger gut.
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Darum werden sie das Jahr mit 10% weniger
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Wachstum abschliessen, während wir in der Schweiz mit einem Wirtschaftseinbruch
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von minus 3% bis minus 4% rechnen.
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Für die USA wird ebenfalls mit einem Minus von 3% bis 4% gerechnet.
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China, die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, wächst bereits wieder.
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Wir erwarten in unserem Basisszenario
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mit einer Wahrscheinlichkeit von 80%, dass wir im Jahr 2022 wieder auf dem Niveau
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von vor der Krise sein werden.
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2021 wir ein Übergangsjahr sein.
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Die Bedingung ist, dass es nicht
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ein zweites Mal zu einem grossen Lockdown kommt.
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Die Bedingung ist auch, dass im nächsten Jahr ein Impfstoff vorhanden sein wird.
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Kommen wir zu den Rolling Stones.
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«I Can't Get No Satisfaction», auf Deutsch: Ich finde keine Befriedigung.
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Wie ist das zu interpretieren?
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Die Staaten mussten sehr stark eingreifen
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während der Finanzkrise sowie Arbeitslose unterstützen und Subventionen sprechen.
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Die Verschuldung stieg sehr stark an.
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Anfangs Krise war das Problem, dass das Zinsniveau relativ hoch war.
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Ich spreche hier von der Schweiz, das gilt aber global.
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Es wäre unmöglich gewesen, das alles
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mit einem Zinsniveau zu finanzieren, das auf dem ehemaligen Niveau lag.
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Darum kann man sagen, dass die Staaten nicht zufrieden mit den
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Zinsniveaus waren. Für eine Zufriedenheit brauchten sie
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steifere Zinsen. Das will ich mit dem Lied ausdrücken:
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Die Zinsen müssen tiefer ausfallen.
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Sprechen wir erst von der Staatsverschuldung.
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Die graue Linie zeigt die Staatsverschuldung in Italien seit 1983.
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Die die rote Linie zeigt die Staatsverschuldung in den USA seit 1983.
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Der Internationale Währungsfonds erwartet, dass die Staatsverschuldung in den USA
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in diesem Jahr auf über 140% im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung ansteigen wird.
00:07:52
Zur Erinnerung:
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Die Staatsverschuldung in den USA lag
00:07:55
nach dem Zweiten Weltkrieg bei 120%,
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heute sind wir bei 140%.
00:08:01
In Italien steigt die Staatsverschuldung auf
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über 170% in diesem Jahr. Zur Erinnerung:
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Im Vertrag von Maastricht beschlossen die europäischen Länder, dass die maximale
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Verschuldung nicht höher als 60% sein sollte.
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Italien ist bei 160%,
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Spanien, Frankreich und England liegen bei 100%.
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Es ist die grosse Frage:
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Ist Verschuldung auf diesem Niveau nachhaltig?
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Ich mache ein Beispiel, das uns alle betrifft.
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Ich habe Schulden in der Höhe von 1 Million Franken und bezahle 1% Zinsen
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Das heisst, ich bezahle pro Jahr 10'000 Franken Zinsen.
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Wenn meine Verschuldung auf 2 Millionen ansteigt, zahle ich immer noch 1%
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was 20'000 Franken Zinsen bedeutet.
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Das ist schwierig, wenn das Einkommen nicht ansteigt.
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Wenn aber die Zinsen von 1% auf 0.5% sinken,
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dann bezahle ich genau gleich viele Zinsen wie vorher
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mit einer doppelten Verschuldung. Genau das
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ist das Erfolgsrezept: Die Zinsen zu senken.
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Das ist auch der Grund, wieso ich
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dieses Lied ausgewählt habe.
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Wir sehen das Zinsniveau in der Schweiz mit der grauen Linie.
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In der Schweiz herrscht seit 5 Jahren ein
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negatives Zinsniveau. Ich will auf die anderen zwei
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Kurven aufmerksam machen:
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Die schwarze ist Italien, rot sind die USA.
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Italien durfte sich 2012 mit 7%-Zinsen verschulden.
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Für 10 Jahre bezahlte Italien 7%.
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Heute bezahlt Italien nur noch 0,7% Zinsen für eine 10-Jahres-Periode.
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In den USA ist es nicht anders.
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Vor der Krise bezahlte die USA 2% bis 3% Zinsen.
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Aktuell sind es 0,7% Zinsen.
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Wir müssen die grosse Frage stellen:
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Wenn die Verschuldung so stark ansteigt, sollten dann nicht auch die
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Zinsen steigen, da das Risiko ebenfalls ansteigt?
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Aber das war nicht der Fall. Ist das logisch oder nicht?
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Ich denke, es ist logisch. Denn:
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Seit 10 Jahren haben wir den grossen, neuen Player im
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Kapitalmarkt. Sie wissen es vielleicht:
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Es sind die Zentralbanken. Hier sieht man die Entwicklung
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der Bilanzen der Zentralbanken. Sie können
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ohne geleistete Arbeit per Knopfdruck Geld kreieren.
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Es sind die Zentralbanken der USA, der Schweiz und von Europa.
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Ich konzentriere mich auf die Zentralbanken, die schwarz eingezeichnet sind.
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Die schwarze Linie ist die Zentralbank von Europa. Vor der Krise
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lag die Bilanz bei 5000 Milliarden Euros.
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Innerhalb von 3 Monaten wurde die
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Bilanz auf 8000 Milliarden Euros erhöht.
00:10:24
3000 Milliarden Euros wurden also per Knopfdruck geschaffen.
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Die amerikanische Zentralbank tat genau dasselbe.
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Die Bilanzsumme stieg von 4000 auf 7000 Milliarden USD;
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also ebenfalls um 3000 Milliarden.
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Die Banken kreierten zusammen insgesamt 6000 Milliarden USD oder EUR.
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Dies geschah innerhalb von 2 Monaten. Ist das viel oder wenig?
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Ich mache eine Kontextbeobachtung.
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Rechts sieht man eine Karte der Schweiz.
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6000 Milliarden entsprechen etwa der Hälfte des gesamten Immobilienparks,
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der sich in der Schweiz im Privatbesitz befindet.
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Was machten die Zentralbank mit
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dem Geld? Sie kauften Obligationen.
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Wenn ein Käufer unlimitiert kauft,
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dann steigt der Preis und die Zinsen sinken.
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Genau das geschah. Die Europäische Zentralbank kaufte
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Obligationen von Italien, Spanien und Frankreich.
00:11:14
Darum sanken die Zinsen.
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Das Gleiche gilt für die USA.
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Darum werden die Zinsen noch sehr, sehr lange auf
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sehr tiefen Niveaus bleiben.
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Die grosse Frage, die sich uns wieder stellt:
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Wird die Inflation bald kommen? Das ist das Hauptthema.
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Wieso Inflation? Sie ist sehr interessant für Verschuldete
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und sie ist weniger interessant für das Sparen.
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Staaten sind heute hoch verschuldet. Eine hohe
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Verschuldung ist nie gut, weil man dann weniger flexibel ist. Als Staat
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hat man verschiedene Möglichkeiten, um Verschuldungen zu reduzieren.
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Eine erste ist die Umstrukturierung: ein Schuldenschnitt.
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Das ist sehr unwahrscheinlich.
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Eine zweite Möglichkeit ist das Wirtschaftswachstum.
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Aufgrund der aktuellen Situation ist das Wirtschaftswachstum
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auch langfristig sehr beschränkt. Die dritte und einfachste
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Methode ist die Inflation.
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Warum Inflation? Wenn ich Schulden
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in der Höhe von 1000 Franken habe,
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dann bleiben sie immer bei 1000 Franken. Wenn die Inflation
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anzieht, dann steigen die Preise und mein Einkommen steigt.
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Mein Einkommen steigt und ich kann die 1000 Franken viel einfacher
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zurückzahlen, weil sie immer bei 1000 Franken bleiben.
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Und genau das gilt auch für die
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Staatengemeinschaft. Darum wird die Inflation von den Staaten
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und auch von den Zentralbanken gewünscht.
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Sie äusserten sich dazu:
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Inflation ist für sie nicht mehr wirklich ein grosses Risiko.
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Das ist natürlich schlecht für Sparer. Sie haben immer den gleichen Geldbetrag
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auf dem Konto. Mit der Inflation nimmt die Kaufkraft ab.
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Und jetzt ist die grosse, letzte Frage, die ich hier stelle:
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Wie reagieren die Zentralbanken, wenn die Inflation ansteigt?
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Denn historisch gesehen: Wenn die Inflation anstieg, erhöhten die
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Zentralbanken die Zinsen, um die Wirtschaft ein
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wenig zu stoppen. Wenn die Inflation sank, wurden die Zinsen
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gesenkt, um die Wirtschaft zu stimulieren.
00:13:00
Dazu gibt es ein sehr schönes Beispiel.
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Die rote Linie stellt die Zinsentwicklung während 7 Jahren im Amerika seit 1926 dar.
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Wir sehen einen tiefen Zins bis 1980. 1980 war der Höhepunkt des Zinsumfelds.
00:13:15
Seit 1980 sinken die Zinsen.
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Die graue Linie zeigt die Inflation. Ebenfalls seit 1980 sinkt die Inflation.
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Seit 10 Jahren haben wir weltweit praktisch keine Inflation mehr. Ganz rechts sieht man
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die aktuelle Situation: tiefe Inflation und tiefen Zinsen.
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Links im Quadrat sieht man die Situation nach dem Zweiten Weltkrieg
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in den USA. Sie mussten Vieles neu aufbauen und Kriegsschulden bezahlen.
00:13:45
Es war das Interesse des Staates, Inflation zu kreieren.
00:13:48
Die Zentralbank erhob zu diesem Zeitpunkt die Zinsen jedoch nicht,
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sondern behielt sie auf einem tiefen Niveau.
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So bestand ein Umfeld, in dem die Inflation teilweise auf 20% anstieg,
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während die Zinsen sehr tief blieben. Das stellt eine finanzielle
00:14:01
Repression par excellence dar.
00:14:04
Das kann man sich auch in der Zukunft vorstellen.
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Die Inflation wird nicht sofort erfolgen,
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da wir uns momentan in einer
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Krisenstimmung befinden. Sie kann aber in 3 bis 5 Jahren kommen.
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Warum? Wenn die Wirtschaft wieder anzieht mit all dem Geld im Umlauf
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und die Leute wieder mehr konsumieren,
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jedoch auch weil ein sehr grosses Bedürfnis nach
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Investitionen in grüne Strukturanlagen besteht.
00:14:28
Diese werden primär vom Staat erstellt. Wenn diese Investitionen erfolgen,
00:14:31
wird das zu einem Druck auf die Preise führen. Die Preise werden ansteigen
00:14:34
und das wird dazu führen, dass die Inflation kommen wird.
00:14:36
Und wir gehen heute davon aus, dass ein Szenario wie in Amerika
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zwar nicht in ihrer Extremität,
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jedoch durchaus plausibel ist – nicht heute und nicht morgen,
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aber innerhalb der nächsten paar Jahre.
00:14:47
Und hier stellen wir die
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grosse, schwierige Frage, wenn die Zinse tief sind und die Inflation ansteigen kann:
00:14:54
Was mache ich jetzt Sparer?
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Was mache ich als konservativ eingestellter Investor?
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Hier mache ich die Referenz zur dritten und letzten Band:
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Simon & Garfunkel.
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Und um welches Lied geht es?
00:15:12
«Bridge Over Troubled Water».
00:15:14
Das heisst: «Brücke über stürmischem Wasser.»
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Warum? Das Wasser ist stürmisch; die Wirtschaft steht auf wackligen
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Beinen, das Zinsniveau steigt. Es ist schwierig vorauszusagen,
00:15:28
wie es weitergeht.
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Aber eines ist klar: Wenn man heute Sparer ist, wird es
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schwierig sein, die Ziele zu erreichen, wenn man
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Renditeerwartungen hat. Und darum: Brücken gibt es, aber es gibt immer
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viele, um das Ziel zu erreichen; darum diese Liedwahl.
00:15:44
Die goldene Regel, die ich immer für
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Leute wiederhole, die Geld auf dem Konto haben, das sie nicht brauchen;
00:15:49
wenn man Rendite erreichen will, muss es investiert werden.
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Da gilt immer die gleiche Regel: Es muss diversifiziert
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sowie mittel- und langfristig investiert werden.
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Links sieht man 7 oder 6 Anlageklassen.
00:16:03
Rot sind die Aktien Schweiz,
00:16:06
orange die Aktien USA, grün die Obligationen der Schweiz,
00:16:10
orange [hellgrün] die Unternehmensobligationen High Yield,
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also riskante Unternehmensobligationen.
00:16:16
Grau ist Cash, also als Geld auf dem Konto.
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Blau ist Gold und gelb sind die Immobilien. Rechts sieht man
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die Entwicklung dieser Anlagenklassen pro Jahr.
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Im ersten Jahr 2017 sieht man, dass die beste Klasse
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amerikanische Aktien mit 22% Performance waren.
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Darauf folgen Schweizer Aktien mit 18% Performance.
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Ich sortierte von Besten zu Schlechten.
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Das Gesamtresultat von 2017 lag bei 9%,
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wenn hier je ein Sechstel jeder Anlageklasse zugeteilt wird.
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2018 war nicht mehr die USA die beste Klasse, sondern
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die Obligation in der Schweiz mit 1%.
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Im Jahr 2019 war es genau das Gleiche und
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Year-to-date (YTD), also seit Anfang Jahr, haben wir 24% in Gold,
00:17:06
10% in amerikanischen Aktien usw. Hier ist die Message:
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Der Farbenteppich bewegt sich stets. Das Thema ist Diversifikation.
00:17:15
Was heisst das?
00:17:16
Es gibt Perioden, in denen gewisse Anlageklassen sehr gut performen und
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Perioden, in denen die gleichen Anlageklassen schlecht performen.
00:17:25
Wenn man das global diversifiziert und investiert, besteht
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am Ende eine schöne Diversifikation, aus der schliesslich
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eine ansprechende Performance resultieren sollte.
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Ich komme zum letzten Aspekt. Ganz rechts sieht man die
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Entwicklung der Anlagenklassen Zwischen 2009 und 2019,
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die Entwicklung während 10 Jahren.
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Die beste Klasse mit 351%
00:17:46
sind amerikanischen Aktien.
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Insgesamt verdienten wir 129% mit diesen Anlageklassen. Pro Jahr sind das
00:17:53
ca. 12%. Das ist der Aspekt der Langfristigkeit.
00:17:55
Wenn man investiert müsste/sollte man nicht kurzfristig,
00:17:59
sondern mittel- bis langfristig investieren.
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Ich komme zu den Schlussfolgerungen meines Referats.
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Hier die 3 Akteure. Ganz links Johnny Cash
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mit seinem Lied «Ring of Fire».
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Die Wirtschaft stand unter Feuer.
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Ich glaube, wir managten das gut
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global gesehen; die Wirtschaft verlief in der V-Form.
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In der Schweiz befinden wir uns auf einem Niveau
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der Wirtschaftsproduktion von minus 3% bis minus 5%.
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Jetzt komme ich aber zur K-Form:
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Die Wirtschaftskreise brachte viele Verlierer hervor,
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aber auch viele Gewinner.
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Das gilt es zu akzeptieren – ob wir eine Impfung finden oder nicht –
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der Trend wird genau gleich weiterfahren. Ich komme zu
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Mick Jagger und «I Can't Get No Satisfaction». Die Zinsen
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sind tief und werden noch sehr, sehr lange tief bleiben. Wenn die
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Zinsen ansteigen würden, käme es zu einer zweiten, grossen Finanzkrise.
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Hinzu kommt das Risiko der Inflation.
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Und ich schliesse mit den letzten 2 Kollegen ab:
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Simon & Garfunkel, «Bridge Over Troubled Water»:
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Brücken über unruhigem Wasser. Es wird immer schwieriger für
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defensiv orientierte Anleger und für Sparer, Geld zu verdienen.
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Es gibt noch einige Brücken und sie sind immer die gleichen:
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langfristig investieren und diversifiziert investieren.
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Ich hoffe, ich war klar und konnte die Messages vermitteln.
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Ich schreite zum zweiten Teil meiner Präsentation –
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zu den Fragen.
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Ich bedanke mich für die sehr vielen Fragen, die eintrafen.
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Ich werde die erste Frage beantworten,
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die ich vor mir auf dem Bildschirm sehe.
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«Wie könnten sich die US-Wahlen
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auf den Aktienmarkt und die Wirtschaft auswirken?»
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Die US-Wahlen sind stets ein sehr wichtiges Thema für die Medien.
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Historisch gesehen beeinflussten die US-Wahlen den Aktienmarkt nicht wirklich.
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Heute gehen wir davon aus,
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dass Joe Biden mit einem leichten Vorsprung zum Präsidenten gewählt wird.
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Wenn Biden die Wahl gewinnt, wäre das negativ für
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Unternehmen, da Biden Steuererhöhungen fordert.
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Andererseits sind die Demokraten äusserst expansiv unterwegs:
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Sie wollen sehr viel Geld in die Wirtschaft investieren. Unter demokratischer Führung
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werden erneut Unterstützungspakete
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an die Bevölkerung verteilt. Meines Erachtens wird das den höheren Unternehmenssteuern
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entgegenwirken und den Aktienmarkt wiederum positiv beeinflussen.
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Eine Wahl Bidens bedeutet auch
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mehr Transparenz und Respekt auf der Welt.
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Das wird die Arbeit der Analysten und Ökonomen vereinfachen
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und wird die Politik nachhaltiger machen.
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Zusammengefasst: Die amerikanischen Wahlen haben
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langfristig einen tatsächlichen Einfluss.
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Beeinflusst wird die Gesundheitsfrage und
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wie das Wirtschaftswachstum und die
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Zinsentwicklung aussehen werden. Kurzfristig gesehen wird die Volatilität,
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die Schwankungsbreiten der Aktien, hoch sein.
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Langfristig gesehen ist der Einfluss jedoch limitiert
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Ich komme zur zweiten Frage:
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«Befindet sich der Aktienmarkt in einer in einer Bubble – in einer Blase?»
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Wenn man den Aktienmarkt analysiert,
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muss man immer die Bewertung betrachten.
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Die Bewertung ist dieser Preis, der im Verhältnis zum erwarteten
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Gewinn der Aktien bezahlt wird.
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Historisch gesehen handelte der globalen Aktienmarkt
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mit einer Bewertung von 17 Mal.
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17 Mal wurden also die Gewinne bezahlt.
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Heute sind wir bei 21 Mal,
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also 5 Mal höher.
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Und ich glaube, das ist normal.
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Warum? Weil die Zinsen heute
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viel tiefer sind; sie liegen praktisch bei null. Vorher lagen sie bei 3%.
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Wenn die Zinsen viel tiefer sind,
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macht es mehr Sinn, dass man für Aktien mehr bezahlt. Dann kommt
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das Thema TINA dazu. Das Akronym bedeutet: «There is no alternative.»
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Wenn man beim Obligationenbereich
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nichts mehr erhält und der Immobilienbereich auch nicht mehr
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einfach ist, sollte das Geld anders investiert werden,
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damit am globalen Wirtschaftswachstum teilgenommen werden kann: Das sind
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die Aktienmärkte. Darum bin ich überzeugt, dass sich der
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Aktienmarkt heute definitiv nicht in einer Blase befindet.
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Ich komme zur nächsten und letzten Frage:
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«Glauben Sie, dass wir einen zweiten Lockdown erleben werden?»
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Ich glaube, es ist wichtig, sich
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vor Augen zu führen, welche Situation wir im Februar und März erlebten.
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Wir wussten nicht, was das
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für ein Virus ist. Wir wussten nicht, was die Zentralbanken
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machen können und wir wussten nicht, wie die Staaten reagieren werden.
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Heute befinden wir uns in einer ganz anderen Situation.
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Die Zentralbank und die Staaten stehen zur Unterstützung bereit.
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Wir wissen heute mehr über das Virus.
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Darum glaube ich, dass wir heute um einiges besser auf
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psychologischer Ebene, aber auch bezüglich des Kapitalmarkts vorbereitet sind
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auf den Anstieg der Zahlen.
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Zweitens befinden wir uns am Anfang der Winter-Saison.
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Sie dauert noch 6 Monate an.
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Ein Lockdown wie im Februar/ März ist sehr
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unwahrscheinlich, weil wir nicht während 6 Monaten im Lockdown bleiben können.
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Der dritte und wohl wichtigste Punkt ist, dass ein Lockdown sehr viel Geld kostet.
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Und wir als Schweiz können uns verschiedene Lockdowns leisten,
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das ist klar. Nur befinden wir uns mitten in Europa.
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Wir haben Nachbarn, die aus finanzieller Sicht ganz andere Ausgangslagen haben.
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Für Italien wird ein zweiter Lockdown sehr schwierig, wie sie es
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im Februar und März bereits machten.
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Ich glaube darum, dass wir einen zweiten Lockdown wie im Februar/März nicht
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erleben werden. Wir werden jedoch sicherlich erleben, dass die
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Massnahmen weiter verschärft werden.
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Ich danke Euch fürs Zuhören und hoffe, dass Ihr profitieren konntet.

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